Aktuelle Langzeitstudie zum E-Zigaretten-Konsum: keine gesundheitlichen Folgen


Schon oft berichteten wir in den letzten Jahren über neue Studien & Erkenntnisse zu E-Zigaretten, stets mit dem Verweis, dass aussagekräftige Langzeitstudien noch ausstünden. Auch die Politik und die Medien setzten beim Thema Elektro Zigarette stets auf dieses Argument, wenn sie das Dampfen mal wieder kategorisch ablehnten und mit der Tabakzigarette auf eine Stufe stellten. Gesundheitliche Folgen für Lunge & Atemwege wurden immer wieder heraufbeschworen, aber nie fundiert belegt. Gleichzeitig konnte aber auch nie das Gegenteil bewiesen werden, also dass Dampfen eben keine Folgen für die Gesundheit des Konsumenten hat, da eben auch solche Langzeituntersuchungen fehlten.

Das ist nun hoffentlich vorbei, denn nun wurde eine aktuelle Langzeitstudie zum E-Zigaretten-Konsum und eine eventuell damit einhergehende gesundheitliche Beeinträchtigung des Körpers, vor allem der Lunge und der Atemwege, veröffentlicht. Das, was die Gegner der E-Zigarette seit jeher fordern, eine Langzeituntersuchung der angeblichen Gefahren des Dampfens, liegt nun vor. Und die Erkenntnisse sind bahnbrechend, die Ergebnisse eindeutig. Gleichzeitig untermauern sie die Forderungen der Deutschen Ärzteschaft zur Tabakprävention und selbst den ersten Ansatz einer Kehrtwende der Bundesregierung zum Thema Harm Reduction. Frau Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hatte immer wieder Langzeitstudien gefordert. Umso erstaunlicher, dass die Langzeitstudie zu den Auswirkungen des Dampfens auf die Lunge kaum mediale Beachtung findet, während vorher jedes noch so haarsträubende Gerücht medial verbreitet wurde (Siehe: Explodierende E-Zigaretten & Gateway-Effekt). Man könnte meinen, dass die Ergebnisse der Studie nicht dem entsprechen, was die Tabaklobby und die Vertreter der Nikotinersatzmittel, so wie ihre Sprachrohre sich erhofft haben.

„Es ist eine bekannte Tatsache, dass schlechte Nachrichten die Schlagzeilen beherrschen und E-Zigaretten-Geschichten keine Ausnahme sind. Daher bin ich nicht sehr überrascht, dass – trotz der wichtigen Folgen für die öffentliche Gesundheit – diese Studie in den Medien nur sehr wenig Beachtung findet. Die Ironie ist, dass, wenn unsere Daten Anzeichen von Lungenschäden zeigen würden, die Nachrichten überall gewesen wären (und wahrscheinlich haben wir mehr Chancen, die Finanzierung für eine größere Studie zu sichern!).“ – Prof. Dr. Riccardo Polosa im Interview mit „Ashtray“ UK

Urheber der Studie ist Prof. Dr. Riccardo PolosaDirektor des Instituts für Innere Medizin und Klinische Immunologie an der Universität von CataniaItalien. Einedetaillierte Auswertung der Studie und ihrer Methodik finden Sie im angesehenen Fachmagazin Nature.

Die spannendsten Erkenntnisse der Langzeitstudie zum E-Zigaretten-Konsum

  • Selbst bei intensivem Gebrauch über 3,5 Jahre konnten weder Schädigungen der Atemwege noch Herz-Kreislaufprobleme nachgewiesen werden
  • Prof. Dr. Polosa, Urheber der Studie bestätigt, dass es „keine signifikanten Veränderungen“ bei der Gesundheit der Testpersonen gibt
  • Methodik & Design der Studie sind sehr innovativ und Türöffner für weitere Untersuchungen

Methodik & Versuchsaufbau der E-Zigaretten Studie

Eines der größten Probleme, vor dem bisherige Studien standen: nur ein verschwindend niedriger Prozentsatz von Menschen (0,01%), die dampfen, haben vorher noch nie geraucht. Fast alle Dampfer sind also Ex-Raucher und haben dementsprechend auch häufig schon Lungenschäden davongetragen. Um dieses Problem zu umgehen, wurden Dampfer gesucht, die noch nie geraucht hatten. Das Endergebnis bestand aus einer Gruppe von neun täglichen Dampfern, die noch nie Tabak geraucht haben und einer Referenzgruppe von zwölf weder rauchenden noch dampfenden Personen (mittleres Alter 29,7 (± 6,1) Jahre). 

Warum es so wichtig ist, dass die E-Zigaretten-Konsumenten, die an der Studie teilnahmen, vorher noch nie Tabak geraucht haben: Bei der Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen ist es wichtig zu berücksichtigen, dass es schwierig (wenn nicht unmöglich) ist, Reaktionen, die durch chronische Exposition gegenüber den Aerosol-Emissionen einer E-Zigarette verursacht werden, von denjenigen zu trennen, die mit der vorherigen Rauchgeschichte zusammenhängen. Würde nun bei Dampfern, die noch nie eine Tabakzigarette geraucht haben, festgestellt, dass es keine gesundheitlichen Auswirkungen gibt, so kann man die Hypothese aufstellen, dass die Aerosol-Dämpfe viel weniger schädlich sind als Tabakrauch. So eine Studie wurde noch nie zuvor durchgeführt. Der Versuchsaufbau, also das Studiendesign, als auch die Zusammenstellung der Teilnehmer, waren sehr aufwendig, wissenschaftlich genau und gut durchdacht. 

Infografik zu einer Online-Umfrage der UNI HH (© 2015 – mr-smoke.de/magazin/) | Thema „Gateway Effekt“

Die Dampfer und eine Kontrollgruppe, die weder dampft noch raucht, wurden 3,5 Jahre lang begleitet und regelmäßig untersucht. Im Fokus standen bei den Untersuchungen vor allem:

  • Lungenfunktion
  • Blutdruck
  • Herzfrequenz
  • Körpergewicht
  • respiratorische Symptome
  • Kohlenmonoxid (eCO) & Stickstoffmonoxid (eNO) in der ausgeatmeten Luft
  • HRCT – hochauflösende Computertypographie (Bild einer Lungenscheibe)

Auf Basis dieser regelmäßigen Untersuchungen über den Studienzeitraum von 3,5 Jahren konnten langfristige Daten aus der realen Welt eines Dampfers und einer Kontrollgruppe gesammelt werden, die zeigen, dass selbst das intensive Dampfen der Lunge nicht schadet. Weder konnten pathologische Befunde zur HRCT der Lunge festgestellt werden, noch wurden respiratorischen Symptome beobachtet.

Obwohl natürlich noch nicht ausgeschlossen werden kann, dass in späteren Stadien bzw. über längere Zeiträume ein Schaden an der Lunge auftreten könnte, zeigte diese Studie keine gesundheitlichen Bedenken im Zusammenhang mit der Langzeitanwendung von elektrischen Zigaretten bei relativ jungen Nutzern, die noch nie Tabak geraucht hatten. Doch durch das moderne Design der Studie und den langen Beobachtungszeitraum wurde eine Tür in eine völlig neue Richtung aufgestoßen, sodass hoffentlich weitere Forscher und Langzeitstudien folgen werden, die dann auch die ausbleibende gesundheitliche Beeinträchtigung über noch längere Zeiträume belegen könnten.

Allein‘ die Art und Weise, wie Prof. Dr. Polosa seine Teilnehmer gefunden hat, ist richtungsweisend. Bereits von Juni bis September 2013 lies der über E-Zigaretten Shops und Filialen Befragungen an deren Kundschaft durchführen, u.a. zum eigenen Konsumverhalten und der Vorerfahrung mit Tabakzigaretten. Aus dem Pool dieser Stammkunden der jeweiligen Shops wurden dann jene gewählt, die regelmäßig dampfen, aber noch nie geraucht hatten. Und das waren nicht gerade viele. User, die dual konsumieren, also sowohl Tabak als auch Liquids, wurden von der Studie ausgeschlossen. „Noch nie Tabak gerauchtbedeutet per Definition der Studie übrigens lediglich, dass zuvor weniger als 100 Zigaretten im Leben geraucht wurden. 

Kriterien für Studienteilnehmer:

  • weniger als 100 Zigaretten im Leben geraucht
  • E-Zigaretten-Konsum seit mindestens drei Monaten täglich
  • Kontrollgruppe: weder Dampfen noch rauchen

Weitere Daten, die wissenschaftlich sauber protokolliert wurden:

  • Morgendliche medizinische Check-Ups (drei mal pro Jahr)
  • Testpersonen, die während der 3,5 Jahre Laufzeit der Studie das Dampfen reduzierten oder aufgaben, wurden ausgeschlossen
  • Nikotingehalt der Liquids
  • Verwendetes E-Zigaretten Modell

Ergebnisse der Langzeitstudie im Detail

„In einer kleinen Gruppe von jungen, erwachsenen, nie-rauchenden, täglichen Nutzern von E-Zigaretten, die sehr sorgfältig für etwa 3,5 Jahre begleitet wurden, fanden wir keinerlei Verminderung des Lungenvolumens, Entwicklung von Atemwegssymptomen, Veränderungen der Marker für eine Entzündung der Lunge in der ausgeatmeten Luft oder Anzeichen von frühen Lungenschäden im CT Scan; im Vergleich zu einer sorgfältig verglichenen Gruppe von Nichtrauchern und Nichtkonsumenten von E-Zigaretten. Selbst die intensivsten Nutzer von E-Zigaretten zeigten keinen Nachweis für eine beginnende Lungenschädigung in den physiologischen, klinischen oder Entzündungen betreffenden Messungen. Darüber hinaus wurden keine Veränderungen im Blutdruck oder Herzfrequenz gemessen.“ – Prof. Dr. Riccardo Polosa, et al., Health impact of E-cigarettes.

So viele Details gibt es eigentlich gar nicht. Denn es wurde während der Studie nichts gefunden, was auf eine Veränderung der Gesundheit der Testpersonen hindeutete. Selbst dann nicht, wenn diese intensiv dampften. Trotzdem merkt auch der Urheber selbst an, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, denn es gibt durchaus streitbare Fragen, die noch nicht abschließend beantwortet werden können. Fest steht aber, dass sich der gesundheitliche Zustand der Dampfer nach 3,5 Jahren normaler Nutzung nicht verschlechtert hatte. Auch nicht im Vergleich zur nicht-dampfenden und nicht-rauchenden Kontrollgruppe aus 12 Personen.

Auch spannend: Keiner der Dampfer ist während der 3,5 Jahre auf die Zigarette umgestiegen. Aus der nicht-dampfenden und nicht-rauchenden Kontrollgruppe jedoch haben zwei Personen angefangen zu rauchen.

Wer steckt hinter der Langzeitstudie?

Urheber der Studie ist Prof. Dr. Riccardo Polosa, Direktor des Instituts für Innere Medizin und Klinische Immunologie an der Universität von Catania, Italien. Langjährigen Dampfern dürfte der Name ein Begriff sein, da er einer der bekanntesten europäischen Wissenschaftler ist, die der E-Zigarette schon lange positiv gegenüberstehen. Vor der Studie, welche u.a. das angesehene Wissenschafts-Fachmagazin „Nature“ im Artikel Health Impact of E-Cigarettes ausführlich präsentierte, veröffentlichte Prof. Dr. Polosa bereits 250 weitere wissenschaftliche Arbeiten. Unter anderem ist er auch federführend für das Zentrum für Tabak Forschung an derselben Universität und Ehrenprofessor für Medizin an der Universität Southampton. Man darf also von einer aussagekräftigen und sorgfältig durchgeführten Langzeitstudie ausgehen, die es nicht an Objektivität missen lässt.

Gemeinsam mit seinem Team untersuchte er eventuelle Langzeitfolgen des Dampfens für den Körper und hat es geschafft, belastbare Daten zu finden, die vor allem belegen, dass Dampfen bzw. das Aerosol eben keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die Lunge bedeutet. Ein spannendes Interview mit Prof. Dr. Riccardo Polosa zur Studie hat übrigens der Blog „Ashtray“ veröffentlicht.

In dem Interview spricht Dr. Polosa u.a. über:

Quelle
https://www.innocigs.com/blog/aktuelle-langzeitstudie-e-zigarette-konsum/

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