Im Deutschlandradio Kultur sagte Gebauer anlässlich der Tagung der Organisation in Genf, die WHO stehe am Scheideweg, „medico international“ sei beunruhigt, dass Gesundheit eben nicht nur als Menschrecht gesehen werde, sondern auch als Grundlage für Business, für Verdienstmöglichkeiten von Firmen: „Und da wird das schon deutlich, dass das systematische Runterfahren der Finanzierung der WHO – und auch die Kritik an der WHO – etwas damit zu tun hat, zu sagen: Sie ist nicht leistungsfähig und wir müssen jetzt mehr den privaten Sektor reinholen.“
Pharmaindustrie erklärt Krankheit zur Pandemie
Ein Beispiel sei die Schweinegrippe, die damals zur gefährlichen Pandemie erklärt worden sei: Der Ankauf der Impfdosen hätte die Steuerzahler Milliarden Euro gekostet – doch sei der Impfstoff letztlich gar nicht notwendig gewesen. Für Gebauer ist in diesem Zusammenhang bedenklich, dass an den WHO-Handlungsrichtlinien, „die damals zur Geltung gebracht worden sind, Autoren beteiligt gewesen sind, die von der Pharmaindustrie direkt bezahlt wurden“.
Nur 20 Prozent der WHO-Finanzierung werde durch Pflichtbeiträge der Mitgliedsländer erbracht, der Rest seien freiwillige Gaben von Regierungen oder Stiftungen. So sei etwa die mächtige Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates zweigrößter Geldgeber. Die Stiftung gebe inhaltlich vor, was mit dem Geld zu fördern sei, etwa Impfkampagnen. Viel wichtiger jedoch sei es, die Infrastrukturen nachhaltig zu verbessern. Denn gerade die Entwicklungsländer hätten – nach Vorgaben der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds – ihre Sozialsysteme, und somit auch die Gesundheitsversorgung, stark heruntergefahren.
Um die Unabhängigkeit der WHO wieder herzustellen, sei es deshalb dringend erforderlich, die Pflichtbeiträge zu erhöhen und zugleich mögliche „Business-Interessen“ der Förderer schärfer zu kontrollieren.
Das Interview im Wortlaut
https://www.deutschlandfunkkultur.de/weltgesundheitsorganisation-eine-geisel-potenter-geldgeber.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=320082